Herz und Augen
Herzkrankheiten beim Hund
Es gibt zwei Arten von Herzerkrankung bei Hunden: die angeborene (angezüchtete) und die erworbene.
Am Häufigsten spricht man in Bezug auf Herzkrankheiten von Herzschwäche (fachl.: Herzinsuffizienz).
Jede Herzerkrankung verläuft schleichend und braucht eine Menge Beobachtungsgabe des Halters, diese so frühzeitig wie möglich zu erkennen.
Im Anfangsstadium ist eine Herzschwäche beim Hund für uns Normalos nicht auffällig, geschweige denn eindeutig erkennbar.
Klappeninsuffizienzen können auch eine sog. „Jet-Funktion“ haben, das bedeutet: Während intakte Klappen den Blutfluss für den Bruchteil einer Sekunde stoppen, fließt bei angeschlagenen Klappen das Blut in gleich bleibender Menge und mit konstanter Geschwindigkeit durch ein verhältnismäßig winziges Loch, wodurch es im Herz zum „Knall“ kommt. – Dieses Prinzip ist mit dem Zündvorgang (Kraftstoffverdichtung) eines Benzinmotors vergleichbar.
Rückflussgeschwindigkeiten sind erst in einem Bereich von 0,5m/Sek. – 1m/Sek. messbar und gelten fachlich als im Toleranzbereich; dies bezeichnen kompetente Kardiologen als „Rauschen“ und ist weder bedenklich, noch bedrohlich.
Man sollte jedoch keine „plötzliche, unerklärliche“ Veränderung des Hundes auf die leichte Schulter nehmen und „erst mal abwarten wollen“, sondern lieber einmal zuviel abklären lassen, bevor hinterher „das Geheule“ groß ist.
Medizinische Möglichkeiten und Schritte, einer Herzerkrankung auf die Spur zu kommen sind neben der normalen Untersuchung wie Abhören: Röntgen und Ultraschall mit EKG, ggf. auch ein Bluttest, ob weitere Organe „defekt“ sind
.
Zu den angeborenen Herzerkrankungen gehören:
Ø Verengung der Hauptschlagader (fachl.: Aortenstenose)
Ø Verengung der Lungenarterie (fachl.: Pulmonalstenose)
Ø Kammerwanddefekt (Loch in der Herzscheidewand, fachl.: Ventrikelseptumdefekt)
Ø Herzklappenfehlbildung
Angeborene Erkrankungen sind im Vergleich zu den Erworbenen eher selten, erblich bedingt und können operativ behandelt werden.
Die erworbenen Herzerkrankungen sind:
Ø Herzklappenveränderung (meist sind hiervon kleine und mittelgroße Hunde betroffen)
Ø Herzmuskelschaden (meist sind hiervon große und Riesen-Hunde betroffen)
Ø „Sportlerherz“ (Herzvergrößerung durch sehr viel Konditionstraining und Sport über einen langen Zeitraum – bspw.: regelmäßiges,
langes Radfahren.)
Ø Herzwurmbefall (Reisekrankheit, Übertragung durch Mückenstich)
Ø Macro Reentrant Tachykardie**
Außer dem Herzwurmbefall, sind erworbene Herzschwächen weder heilbar noch operabel und der Hund benötigt (irgendwann) lebenslang Medikamente.
** Eine sehr seltene, noch kaum erforschte und daher schwer erkennbare Herzerkrankung:
Aufgrund einer Störung der Reizleitung, wird der Herzschlag nicht reguliert und der Puls fängt bei jeder Bewegung an zu rasen – dadurch wird das Herz angegriffen.
Die Behandlungsmöglichkeit besteht zwar mit Tabletten, da diese Erkrankung allerdings weitgehenst unbekannt ist und demnach nicht zwingend diagnostiziert wird, verläuft sie meist tödlich und lässt viele Fragen offen.
Ursachen von erworbenen Erkrankungen können sein:
Ø Bakterien- oder Virusinfektion (u.a. auch durch Mückenstiche!)
Ø schlechte, faulende Zähne (Bakterien => Ausscheidung von Giften => Blutkreislauf => Herz)
Ø Übergewicht, Fettsucht durch falsche Ernährung (schädigt nicht nur Organe, sondern auch die Gelenke!)
Ø massiv mangelnde Bewegung aufgrund menschlicher Faulheit und Bequemlichkeit
Ø übertrieben lange Bewegungsdauer, um den Hund „auszupowern“ / „tot zu kriegen“
Erworbene Erkrankungen durch Bakterien- oder Virusinfektionen sowie durch schlechten Zahnzustand treten besonders häufig bei Hunden auf, die aus dem Ausland importiert „gerettet“ werden und solchen, die ihre Menschen ohne ausreichenden Schutz vor Reisekrankheiten in entsprechende Gebiete begleiten.
Deshalb vor einer Reise bitte immer Rücksprache mit dem Tierarzt halten, ob und welche Vorsorgemaßnahmen zu beachten sind!
Wer in Bayern und Baden-Württemberg (hier vorrangig in den Regionen Hegau, Bodensee, Schwarzwald-Baar und der angrenzenden Schweiz) lebt, den möchten wir an dieser Stelle äußerst nahe legen, sich auf nichts Anderes einzulassen, als einen Termin in einer Tierklinik zu vereinbaren, in der mit modernen Geräten und aktuellstem Standard gearbeitet wird – hierfür stehen euch folgende Ansprechpartner zur Verfügung:
in Deutschland: Tierklinik Dr. Riegger Villingen <> Kleintierklinik am Hochberg Ravensburg <> Tierkardiologie der LMU München
in der Schweiz: Tierspital Bern <> Tierspital Zrüich
Finger weg von normalen Kleintierpraxen, deren Inhaber über keine explizite Spezialausbildung verfügen, ggf. eine Untersuchung per Ultraschall für „nicht notwendig“ befinden und / oder Kardiolog(inn)en mit mobiler Ausrüstung!!
Augen
Hintergrund /Verbreitung
Generalisierte progressive Retina Atrophie (gPRA) ist eine vererbte Augenerkrankung bei Hunden. Dieses kontinuierlich fortschreitende Augenleiden führt im Endstadium immer zur Blindheit. Die Erkrankung wurde erstmals in Europa bei Gordon Settern beschrieben, sie ist in einigen Rassen ein großes Problem. gPRA betrifft die Netzhaut (Retina), welche sich auf der Innenseite des hinteren Augapfels befindet und die Sehsinneszellen (Stäbchen und Zapfen; Abbildung Auge, Abbildung Retina) enthält. Diese Photorezeptorzellen absorbieren das durch die Augenlinse gebündelte Licht und wandeln es durch eine Reihe von chemischen Reaktionen in elektrische Nervensignale um. Die Signale der verschiedenen Nervenzellen der Retina werden dann über den Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet und dort zu einem wahrnehmbaren Bild verarbeitet. Die Stäbchen sind spezialisiert auf die Signalaufnahme im Dämmerlicht. Die Zapfen sind zuständig für die Verarbeitung von Tageslichtbildern und für das Farbensehen. Bei der gPRA gehen gewöhnlich zuerst die Stäbchen zugrunde und im späteren Stadium der Erkrankung die Zapfen. Beim Menschen gibt es ein der gPRA sehr ähnliches Erkrankungsbild, die sog. Retinitis Pigmentosa (RP).
Krankheitssymptome
Bei allen Hunderassen werden ähnliche Krankheitsmerkmale beobachtet. Zu Beginn der Erkrankung tritt bei betroffenen Hunden Nachtblindheit und der Verlust der Anpassung des Sehvermögens ans Dämmerlicht auf. Im weiteren Verlauf wird auch das Sehvermögen bei Tageslicht eingeschränkt. Dies ist bei betroffenen Hunden am unsicheren Verhalten in bekannter Umgebung erkennbar. Darüber hinaus kommt es zur Pupillenerweiterung durch verstärkte Lichtreflexion der reduzierten Retina im Innern der Augen. Oft verändert sich zusätzlich die Augenlinse, trübt ein und wird undurchsichtig. Es entsteht somit Katarakt.
Krankheitsbeginn
Verschiedene gPRA-Formen unterscheiden sich in den Rassen durch unterschiedlichen Krankheitsbeginn und Progressionsraten (Krankheitsdauer von Krankheitsbeginn bis zur Blindheit). Hunderassen mit frühem Erkrankungsbeginn sind Collie, irischer Setter, norwegischer Elchhund und Zwergschnauzer. In diesen Hunderassen wird die Erkrankung durch veränderte oder gehemmte Entwicklung der Sehzellen in der Netzhaut verursacht. Späterer Krankheitsbeginn tritt beim Zwergpudel, englischen und amerikanischen Cocker Spaniel und Labrador Retriever auf. gPRA-Anlageträgern dieser Rassen sieht man in ihrer frühen Entwicklung die Erkrankung nicht an, sie sind noch symptomfrei. Die Erkrankung entwickelt sich bei diesen Hunden erst nach Erreichen der Fortpflanzungsreife.
Diagnose
Die gPRA-Diagnose wird in augenärztlichen Untersuchungen gestellt. Der Tierarzt erweitert mit Augentropfen die Pupillen und untersucht die Netzhaut mit dem indirekten Ophthalmoskop. Bei verschiedenen gPRA-Formen findet man folgende Veränderungen:
- · erhöhte Fundus-Reflexion (Innenseite des Augenhintergrundes, liegt Netzhaut an)
- · verminderter Durchmesser und Verzweigungsgrad der retinalen Blutgefäße
- · Schrumpfung des sichtbaren Bereichs des optischen Nervs
- · Der Krankheitsbeginn ist teilweise spezifisch für verschiedene Rassen. Wenn ein Hund diagnoseweisende Veränderungen zeigt, wird er in absehbarer Zeit die Sehkraft verlieren. Zusätzlich kann die Diagnose durch Elektroretinogramme (ERG) bestätigt werden. Hierbei werden die elektrischen Ströme der Retina gemessen, ähnlich dem Elektrokardiogramm (EKG) zur Untersuchung der Herzfunktion. Das ERG kann nur die Antwort auf einen Lichtblitz aufzeichnen, zeigt also nur eine kurze Momentaufnahme der Nervensignale. Der Hund muss narkotisiert werden, um eine ganz genaue Aufzeichnung zu gewährleisten.
- Bei gPRA erkrankten Hunden sind die ERG-Signale vermindert oder fehlen, das ERG wird auch zur Früh-Diagnose angewandt. gPRA-Hunde können schon erkannt werden bevor klinische Symptome offensichtlich sind. Mit diesen Spezial-Untersuchungen werden nur Tierärzte betraut, die sich auf Augenkrankheiten bei Hunden spezialisiert haben, wie z.B. die Tierärzte des Dortmunder Kreises (DOK).
Genetik und Vererbung
gPRA ist in vielen Hunderassen autosomal rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass ein erkrankter Welpe eine defekte Gen-Kopie vom Vater und eine defekte Gen-Kopie von der Mutter erhalten haben muss, also beide Elternteile eines erkrankten Tieres eine defekte Gen-Kopie tragen oder selbst an gPRA erkrankt sind. Da erkrankte Hunde zwei defekte Gen-Kopien besitzen sind alle Nachkommen eines an gPRA erkrankten Hundes wiederum Träger einer defekten Gen-Kopie (Abbildung arErbgang).
In einigen Hunderassen wird gPRA nicht autosomal rezessiv vererbt: Bei Mastiff und Bullmastiff liegt ein autosomal dominanter Erbgang vor, sodass nur ein Elternteil erkrankt sein muss, um die Erkrankung an seine Nachkommen weiterzugeben. Bei Sibirischen Huskys, Samoyede und Border Collies wird die PRA X-chromosomal vererbt (XL-PRA), und männliche Nachkommen von an XL-PRA erkrankten Müttern erben auf jeden Fall ein defektes X-Chromosom. Da sie kein zweites X- sondern ein Y-Chromosom besitzen, welches den Defekt nicht ausgleichen kann, werden diese Nachkommen stets erkranken. Trägerinnen nur eines defekten X-Chromosoms geben den Gendefekt und somit die Erkrankung mit 50%iger Wahrscheinlichkeit an männliche Nachkommen weiter. Weibliche Nachkommen von XL-PRA-betroffenen Müttern und Vätern sind als sichere XL-PRA-Träger anzusehen (Abbildung X-chromosomaler Erbgang).