Aujeszkyschen Krankheit (Pseudowut)
Jägermagazin vom 16. Mai 2016:
Mit der Aujeszkyschen Krankheit infizierte Sauen sind eine tödliche Gefahr für jeden Hund / Jagdhund. Das Fatale an dieser Krankheit ist, dass man sie den betroffenen Tieren nicht ansieht.
Ausgewachsene Schweine können damit als Hauptwirt (Hauptträger) sogar sehr gut leben.
Aber wehe, das Virus gelangt zum Endwirt. Die Aujeszkysche Krankheit (AK) endet bei Hunden immer tödlich. Der Mensch ist für das Virus jedoch nicht empfänglich. Übertragung Jagdhunde können sich über den direkten Kontakt mit erkranktem Schwarzwild, über die Aufnahme von rohem, ungekochtem Wildbret oder durch Sauenbisse infizieren. Zu den hoch infektiösen Wildteilen zählen die Mund- und Nasenschleimhäute samt Gaumenmandeln (Speichel) und das Gescheide (Ausschuss, Aufbruch). Die Hunde müssen sich nicht erst an einem erlegten Stück austoben oder es anschneiden bereits der Schleimhaut- und Speichelkontakt beim Binden eines angeschossenen oder gefangenen Stücks reicht für eine Infektion aus. Schweiß ist auch, jedoch weniger infektiös.
Symptome
Ist der Hund mit einem infizierten Schwein in Kontakt gekommen, treten innerhalb kürzester Zeit (binnen ein bis vier Tagen) die ersten Symptome auf. Diese ähneln stark denen der Tollwut, weshalb die AK häufig auch als Pseudowut bezeichnet wird. Dazu zählen Appetitlosigkeit und Mattigkeit manchmal ist der Hund aber auch erregt, bellt oder winselt (im Unterschied zur Tollwut sind die Tiere jedoch nicht aggressiv). Im weiteren Verlauf kommt es zu Atemnot, Schluckbeschwerden, verstärkter Speichelproduktion und Erbrechen. Das auffälligste Symptom ist der intensive Juckreiz, der an Fang und Behängen beginnt und häufig zur Selbstverstümmelung führt. Später kommt es zu Bewusstseinstrübungen, Krämpfen und Lähmungen. In der Endphase werden die betroffenen Hunde ruhig, verlieren das Bewusstsein und sterben. Die Aujeszkysche Krankheit verläuft nach ein bis zwei Tagen nach Auftreten der ersten Symptome immer tödlich. Eine Behandlungsmöglichkeit oder einen Impfstoff gibt es nicht.
Schutz
Um das Ansteckungsrisiko für den Jagdhund auf ein Minimum zu reduzieren, sollten folgende Dinge beachtet werden: Nie rohes, ungekochtes Schweinefleisch verfüttern auch nicht in kleinen Mengen, den Kontakt zu Schwarzwild (egal ob lebend, erlegt oder verendet) vermeiden, Hunde bei der Nachsuche immer am Riemen führen, nicht zum Strecken- oder Aufbrechplatz lassen, Aufbrüche nicht an Luderplätzen oder Kirrungen im Revier ausbringen. Gänzlich lässt sich der Kontakt bei der Jagdausübung zwischen Hund und Sau natürlich nicht vermeiden. Das Risiko kann aber durch die genannten Maßnahmen deutlich verringert werden. Da das Virus sehr widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse ist es kann bei vier Grad monatelang, bei 25 Grad bis zu 40 Tage und bei 80 Grad zirka acht Minuten überleben , erfolgt eine Inaktivierung erst durch Erhitzung über 55 Grad. Wer also seine Hunde mit Schweinefleisch füttern möchte, sollte dieses vorher unbedingt abkochen. Bei 80 Grad stirbt das Virus bereits nach acht Minuten.
Häufigkeit
In Deutschland wurde in den letzten zehn Jahren bei insgesamt neun Jagdhunden eine Infektion mit dem Aujeszky-Virus bestätigt davon fallen allein vier Fälle ins vergangene Jahr (laut Angaben des Nationalen Referenzlabor für Aujeszkysche Krankheit am Friedrich-Loeffler-Institut). Hinzu kommen drei Verdachtsfälle in den letzten beiden Jahren. Grundsätzlich galt die Bundesrepublik seit 2003 als Aujeszky-frei (im Sinne der Richtlinien der Kommission der Europäischen Gemeinschaft). Im Jahr 2004 wurden jedoch zwei Ausbrüche der Krankheit in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angezeigt. Dies bezieht sich allerdings nur auf Hausschweine. Das Schwarzwild ist davon ausgenommen, obwohl in den vergangenen Jahren vermehrt Infektionen festgestellt wurden.
Weitere Fälle
Im vergangenen Jahr ist das Thema Aujeszky auch in Österreich neu entflammt. Insgesamt sollen sieben Hunde 2010 eingegangen sein. Zuletzt verendeten zwei Parson-Russell-Terrier, nachdem sie Kontakt zu einem erlegten, infizierten Stück Schwarzwild hatten. Jäger können auf privater Basis Proben von erlegten Schwarzkitteln (Schweiß, Schlund mit Mandeln, Lymphknoten aus dem Trägerbereich, Lunge und Milz) von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf den Erreger testen lassen. Die AGES veranstaltet Fachvorträge zur Information und Fortbildung. Außerdem ist eine systematische Erfassung (Monitoring) der Aujeszkyschen Krankheit beim Schwarzwild geplant. Die Kosten dafür tragen der österreichische Jagdverband und das Bundesinnenministerium für Gesundheit (BMG).
Forschung
Das Vorkommen von AK-Infektionen beim Schwarzwild in Deutschland wurde bisher nicht ausreichend erfasst. Um die Verbreitung transparenter zu machen und um Jagdhunde besser schützen zu können, schlägt das Nationale Referenzlabor für Aujeszkysche Krankheit deshalb ein bundesweites Monitoring vor. Die meisten Bundesländer sind diesem Vorschlag gegenüber positiv eingestellt.
Steckbrief der Aujeskyschen Krankheit
Synonyme Pseudowut, Juckpest, Tollkrätze
Beschreibung Tödlich verlaufende Infektion des Hirnstammes und der Hirnnervenkerne
Erreger Suide Herpesvirus 1 (SHV-1)
Entdeckung 1902 durch den ungarischen Veterinärpathologen und Mikrobiologen Aladár Aujeszky
Hauptwirt Schweine (Haus- und Wildschweine)
Endwirte Fleischfresser, Nagetiere, Wiederkäuer
Verbreitung weltweit (bei Hausschweinen anzeigepflichtige Tierseuche)
Aufnahme oronasal (über die Maul- und Nasenschleimhäute), direkt über den Kontakt mit einem infizierten Schwein, durch die Verfütterung von rohem, ungekochtem Schweinefleisch, durch Bisse
Inkubationszeit ein bis vier Tage
Symptome Wesensveränderungen, Appetitlosigkeit, Atemnot, Schluckbeschwerden, Erbrechen, Krämpfe, Lähmungen, Juckreiz bis zur Selbstverstümmelung